Die Kö 6002 der DR
Die Kö 6002 der DR war ein Einzelgänger, geliefert 1936 (eventuell auch 1937) an die Kleinbahn des Kreises Jerichow I (KJI), gebaut von der Berliner Maschinenbau AG (vormals Schwartzkopff) als Typ FD 80, Fabrik-Nr.: 10429.
Es war eine 3-achsige Diesellok (750mm Spurweite) mit Mittel-Führerstand und mechanischem 4 Gang (?) Getriebe, die Achsen waren in einem Außenrahmen gelagert. Auf den Wellenenden waren Kurbeln montiert, welche über eine Kuppelstange verbunden waren.
Anfang bis Mitte der 1950er Jahre wurde die Lok zur Kleinbahn Klockow-Pasewalk (KKP) abgegebn, ab 1957 war sie dann auf der "Krummen Pauline", der Kleinbahn Rathenow-Senzke-Nauen (RSN), im Einsatz. Im Januar 1961 wurde die Maschine erneut umgesetzt, diesmal zur Jüterbog-Luckenwalder-Kreiskleinbahn (JLK), wo sie dann auch 1963/64 außer Dienst gestellt und anschließend verschrottet wurde.
Die Lok wurde in erster Linie für Rangierarbeiten vorgehalten, eventuell wurde sie auch für Kurz- und/oder Arbeitszüge verwendet. Etwas kurios mutete der kurze Achsstand von nur 1500mm bei einem Raddurchmesser von 700mm an. Wahrscheinlich waren beim mittleren Radsatz die Spurkränze geschwächt oder sogar komplett abgedreht.
Zum Modell:
Bereits vor über 10 Jahren stieß ich das erste mal auf ein Bild dieser außergewöhnlichen Maschine und begann mit der Recherche für eine Modellumsetzung in der Baugröße H0e. Die Firma Modellbau-Unikate war zu diesem Zeitpunkt schon deutlich weiter und brachte kurze Zeit später einen entsprechenden Bausatz heraus, da hatte ich aber bereits die Baugröße gewechselt.
Etwa fünf Jahre später begann ich dann, die Kö 6002 in der Baugröße 0e umzusetzen. Es entstand ein Frästeile-Satz und als Antrieb fungierte das Fahrgestell einer Roco Köf III. Dabei verzichtete ich auf die mittlere Achse.
Das Modell wurde fahrfertig montiert und absolvierte erfolgreich mehrere Probefahrten, wurde dann aber wegen anderer Projekte zurückgestellt.
Mit dem Erwerb eines 3D-Druckers ergeben sich nun aber neue Möglichkeiten und so habe ich mich hingesetzt und begonnen das Modell komplett neu zu konstruieren. Dabei sind auch neue Erkenntnisse zum Vorbild eingeflossen und natürlich sollten diesmal auch alle drei Achsen nachgebildet werden.
Da die Motorvorbauten für Decoder, Power Pack und Lautsprecher frei gehalten werden sollen, "musste" der Antrieb so flach wie möglich werden. Dies gelang indem der Motor (ein Faulhaber 1717) direkt auf die Schneckenwelle geflanscht wurde:
Es werden alle Achsen angetrieben, die Räder der mittleren Achsen haben aber keine Spurkränze. Die Schwungmasse ist so dimensioniert, dass sie exakt dem Gewicht des Motors entspricht, so dass das Fahrwerk gut ausbalanciert ist. Derzeit erfolgt eine Überarbeitung/Verfeinerung der bisher konstruierten Teile, bevor es mit dem Gehäuse los geht.
(27.08.2020) Es ging ein wenig weiter, diverse Bauteile und -gruppen wurden überarbeitet, zudem wurden verschiedene Parameter beim Druckvorgang optimiert.
Zum ersten mal konnten jetzt alle Bauteile des Testexemplares zusammengesetzt werden. Die grundsätzlich Konstruktion passt wie geplant, jetzt folgt die Detailarbeit, die sicherlich genauso zeitintensiv sein wird wird der bisherige Konstruktionsablauf.
(30.08.2020) Neben der Version der DR habe ich nun auch die Teile für die FD 80 in ihrer ursprünglichen Form mit offenem Führerhaus und Buckelblechen an den Vorbauten ins Modell umgesetzt:
Auch sind die ersten Zurüstteile probehalber angesteckt, so dass schon ein guter, erster Gesamteindruck des Modells ensteht. Nachdem der Testlauf nun weitgehend abgeschlossen ist, werde ich im Laufe der kommenden Woche die ersten Teile des Funktionsmusters lackieren.
Bisher sind (geschätzt) etwa 150 Stunden in die Konstruktion geflossen, rund 30 Stunden in die Probemontage und um alle Teile des Funktionsmusters zu drucken war der Drucker insgesamt etwa 40 - 45 Stunden aktiv. Nicht verschweigen möchte ich auch, dass fast alle Teile zwei- oder mehrfach gedruckt werden mussten, bis die gewünschte Qualität oder Passgenauigkeit erreicht war. So beträgt die Quote an Ausschussteilen bisher rund 70%, wobei eine gewisse Anzahl an Konstruktionsschleifen bei solchen Projekten ja durchaus obligatorisch ist.
(04.09.2020) Die letzten Tage wurden genutzt um die bisher gefertigten Teile nochmals zu überarbeiten, dies betraf in erster Linie den Umlauf, den Rahmen, sowie Kurbeln und Kuppelstangen. Zudem wurden passende Lampen gezeichnet und gedruckt:
Die Reichsbahn-Laternen wurden höchstwahrscheinlich erst nach dem Umbau der FD 80 angebracht, auf einem alten Foto, welches die Lok noch im Ursprungszustand zeigt, sind die Lampen deutlich kleiner.
Das Funktionsmuster ist zwischenzeitlich auch mal probehalber lackiert worden, um ein besseres Bild vom Modell zu bekommen:
Die Lackierung zeigt auch die "Problemzonen" der gedruckten Komponenten, welche durch schleifen und eventuell etwas spachteln noch beseitigt werden.